NACHWORT PARTITUR LARGHETTO FATALE |
Das Wollen jedes schöpferischen Aktes ist auf das Erschaffen eines anderen Seins, eines anderen Lebens gerichtet, auf den Durchbruch aus ‚dieser Welt’ in eine andere Welt, aus der chaotisch schweren und mißgestalteten Welt in den freien und schönen Kosmos. Nikolai Berdjajew in dem Buch "Der Sinn des Schaffens" (1911) Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Apologie des heutigen schöpferischen Aktes anders aussieht. Denn die heutige Kunst schwört meines Wissens immer noch auf die Zerstörung des "Althergebrachten" und auf die nicht aufhören wollenden Versuche einer pubertär wirkenden Provokation oder eines völlig sinnfreien Spiels - stets freilich durch kühne verbale Konstruktionen abgestützt. Mir hingegen ist es ein Bedürfnis, vor allem die Mitteilungs- und Wirkungsabsicht meiner musikalischen Sprache zu unterstreichen. Nach meiner Ansicht spiegelt sich die Fratze der "mißgestalteten Welt" inzwischen auch schon im "freien und schönen Kosmos" der Kunst allüberall grinsend wider; deshalb ist eine weitere Zerstörung des "Althergebrachten" heute mehr denn je wahrlich kontraproduktiv: es gibt kaum noch etwas zu zerstören. Die Existenz der Menschheit hängt an einem seidenen Faden, der jede Sekunde zu reißen droht. Weitere destruktive Tendenzen in der Kunst wirken nur noch lächerlich: es ist die Zeit gekommen, da es gilt, ein existentielles Resümee zu ziehen, liebevoll mit dem Blick all die großartigen, ehrlichen Bestrebungen der Vergangenheit zu streifen, um schließlich das Abschiedslied feierlich anzustimmen... Karel Řičánek |